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Kommt die nächste Krise mit Kryptowährungen im Jahr 2024?


Bei Bitcoin herrscht seit 2022 Eiszeit. Nach einem harten Crash fiel die Blockchain-Industrie in den Krypto-Winter. Doch Winter ist nicht gleich Winterschlaf. Denn derzeit bauen viele für das entscheidende Jahr 2024 vor.

Crash, Kollaps, Katastrophe: Im Jahr 2022 sind viele der Hoffnungen und Träume von Krypto-Fans zerplatzt. Gab es noch Ende 2021 ein Kursfeuerwerk, das Bitcoin auf den Höchstpreis von 69.000 Dollar trieb, ist 2022 ganz anders verlaufen. BTC hat seither stark an Wert verloren und liegt mittlerweile bei etwa 25.000 Dollar.

Noch schlimmer traf es viele so genannte Altcoins. Dabei handelt es sich im Prinzip um alle anderen Krypto-Assets neben BTC. Die berühmtesten sind Ethereum, Litecoin oder die Spaßwährung Dogecoin, die Elon Musk zu ihren Fans zählt. 

„It’s the future of currency, it’s an unstoppable financial vehicle that’s going to take over the world” – Elon Musk über Dogecoin

Diesen und vielen anderen Altcoins geht es noch schlechter als Bitcoin – sie haben seit ihren eigenen Höchstständen 80 oder mehr Prozent an Wert verloren. Krypto-Unternehmen durch die Bank – von Bitpanda in Wien bis zu Crypto.com in Hongkong – mussten dieses Jahr viele tausende Mitarbeiter:innen kündigen, manche wie schlitterten sogar in den Konkurs.

Die Parallele zu Tech-Aktien

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Ist die Krypto-Party nun vorbei? Der Krypto-Crash hat viel mit dem zu tun, was an den großen Finanzmärkten von Wall Street und Co passiert ist. Früher, vor der Corona-Krise, da führten Bitcoin und Co. lange ein Eigenleben. Die Preise der Coins und Token entwickelten sich meist unabhängig von den restlichen Aktienmärkten. Ob es Apple, Google und Tesla nun gut ging oder nicht – das war den Cryptos egal.

Doch dann kam die Corona-Pandemie und veränderte nicht nur unser aller Leben, sondern auch die Krypto-Welt. Die Kurse an den regulären Aktienmärkten auf der einen Seite und die Kurse von Bitcoin, Ethereum und Co. an den nicht regulierten Krypto-Exchanges begannen sich immer mehr anzugleichen. Expert:innen wie jene des Schweizer Krypto-Unternehmens 21.co sprechen von einer Korrelation: Immer dann, wenn etwa der wichtige Aktien-Indizes S&P500 sich nach oben oder unten bewegte, tat es ihm der Krypto-Markt ähnlich.

Der S&P500 ist der Gradmesser der US-Wirtschaft und umfasst 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen. Apple, Microsoft, Amazon, Tesla, und so weiter und so fort, sie sind alle mit dabei. Bald verhielt sich Bitcoin nicht mehr wie eine komplett unabhängige digitale Währung aus dem Cyberspace, sondern wie eine Tech-Aktie an der Wall Street.

Das hat eindeutige Gründe. Denn Kryptowährungen wurden Mainstream. Es waren nicht mehr nur Cypher-Punks und findige Startup-Unternehmer:innen, die mit den Krypto-Assets handeln wollten, sondern auch Banker, Unternehmer:innen und institutionelle Investor:innen. Das berühmteste Beispiel ist Tesla: Alleine die Nachricht, dass der Elektroautobauer sich Anfang 2021 um 1,5 Milliarden Dollar BTC kaufte, ließ den Kurs weiter steigen. Immer neue Finanzprodukte, die die Preisentwicklung von Krypto-Assets abbilden, fanden Einzug in die traditionelle Finanzwelt. Bitcoin und Co entkamen dem Sog der Weltwirtschaft nicht mehr.

Auch das hat seine Logik. Um die Corona-Krise mit ihren Lockdowns zu bekämpfen, haben die Staaten die Gelddruckmaschinen angeworfen. Noch nie zuvor wurde so viel neues Geld in den Markt gepumpt, um Menschen wie Firmen mit Dollar und Euro zu versorgen – und so den Crash der Wirtschaft zu verhindern. Eine Folge davon war auch, dass plötzlich viele Kapital hatten, um es zu investieren – also auch in Krypto-Assets. Der bombastische Aufstieg der Trading-App Robinhood aus den USA ab dem Jahr 2020 zeigt das deutlich. Die App macht das Investieren für junge Menschen in Aktien und Kryptowährungen sehr simpel. Schnell zeigte sich, was die User mit der Zocker-App gerne kaufen – nämlich massenweise Dogecoin und Tesla-Aktien.

Bitcoin entkommt dem Sog von Wall Street und Weltpolitik nicht mehr

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Bis zum November 2021 entwickelte sich alles gut für die Krypto-Investor:innen. Der gesamte Krypto-Markt erreichte eine Bewertung von fast 3 Billionen Dollar und war zeitweise mehr wert als die wertvollsten Unternehmen der Welt. Doch die Kopplung an die restliche Wirtschaft wurde Bitcoin und Co. dann schnell zum Verhängnis. Ende 2021 zeigte sich erstmals, dass dem in der Corona-Zeit aufgeblasenen Tech-Sektor die Luft ausging. Software-Firmen, die zuvor noch unfassbar hohe Bewertungen bekommen hatten, mussten Downrounds in Kauf nehmen. Das schwedische Fintech Klarna etwa, zuvor ein Star der europäischen Startup-Szene, fiel von einer Bewertung von 37,5 Mrd. Euro im Jahr 2021 um 85 Prozent hinunter auf nur mehr 6,6 Milliarden Euro.

Doch es blieb nicht nur bei den gehypten Tech-Unternehmen. Die Lieferengpässe und die Geldschwemme der Corona-Pandemie drückten die Inflationsraten immer weiter hinauf, bis die Notenbanker die Notbremse ziehen mussten. Die US-Zentralbank Federal Reserve begann im März 2022, den Leitzins zu erhöhen, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Ein fatales Signal für die Märkte: Die Bewertungen von Aktien – insbesondere jene von Tech-Unternehmen begannen zu purzeln. Tech-Aktien sind immer auch risikoreiche Zukunfts-Investments: Käufer:innen wetten auf weitere Kursanstiege und somit Gewinne. Nur: Wenn die Notenbank die Wirtschaft abkühlt, dann sind Zukunfts-Investments für viele nicht mehr spannend.

Das traf dann schnell auch die Kryptowährungen, die sich ja wie Tech-Aktien verhielten. Vom Höhepunkt bei fast 70.000 Dollar rasselte Bitcoin schrittweise von November 2021 bis Juli 2022 hinunter auf 20.000 Dollar und weniger. Schnell waren zwei Drittel der Krypto-Blase in sich zusammengebrochen – und die Generation Robinhood hatte ihren ersten Börsen-Crash am eigenen Leibe miterlebt.

Blutbad für Bitcoin, Cryptos und Tech: US-Zinswende lässt die Märkte krachen

Der Fall von Terra

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Besonders dramatisch im Krypto-Crash war der Fall von Terra. Der Südkoreaner Do Kwon wollte mit Terra USD einen dezentralen Stablecoin groß machen – also eigentlich einen digitalen Dollar-Ersatz, der nicht von einer Zentralbank kontrolliert wird, sondern lediglich von Algorithmen. Viele in der Krypto-Community verliebten sich in die Idee und investierten kräftig. Doch nach dem großen Einbruch des Krypto-Markts nutzten findige, unbekannte Händler:innen eine Schwachstelle von Terra aus – und in wenigen Tagen kollabierte der angeblich “stabile” Coin. Innerhalb kurzer Zeit verpuffte eine Marktkapitalisierung von etwa 60 Milliarden Dollar im digitalen Nirvana. Die Krypto-Industrie hatte ihren ersten “Lehman-Brothers-Moment” – ganz nach dem großen Banken-Crash von 2008.

Dem Kollaps von Terra folgte eine Kaskade an Insolvenzen, Firmen purzelten wie die Dominosteine. Three Arrows Capital, Celsius Network, Voyager Digital, sogar Nuri aus Deutschland fielen den Verwerfungen am Markt zum Opfer. Do Kwon, der CEO und Gründer von Terraform Labs, verschwand von der Bildoberfläche und wurde zuletzt in Serbien vermutet. Die US-Börsenaufsicht hat den Gründer, dessen Spitzname “Stablekwon” lautet, mittlerweile wegen milliardenschweren Betrugs angeklagt. Vielleicht hat er sein eigenes Schicksal sogar selbst vorhergesagt:

“95% percent are gonna die, 95% of them are going to die. But ut uh yeah there’s also entertainment in watching companies die too.” – Do „Stablekwon“ Kwon

SEC klagt Terraform und Gründer Do Kwon wegen „milliardenschweren Betrugs“ an

Der Kollaps von FTX

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Nach dem Terra/LUNA-Crash im ersten Halbjahr 2022 sollte es im zweiten Halbjahr aber noch dicker kommen. Innerhalb weniger Tage brach die Krypto-Börse FTX nach einer Fehde mit dem Rivalen Binance und geleakten Finanzdokumenten in sich zusammen. War FTX Anfang 2022 noch 32 Milliarden Dollar wert, ging die Firma Anfang November 2022 pleite, mit Verbindlichkeiten von mehr als zehn Milliarden Dollar. Gründer Sam Bankman Fried, wenige Wochen zuvor noch als der große Retter der Krypto-Industrie angesehen, hatte für ein Desaster gesorgt. Er wurde von US-Behörden mittlerweile wegen jahrelangem geplanten Betrug verklagt: Er soll die Gelder der Kund:innen, die bei FTX einzahlten, dafür verwendet haben, sie seinem Hedge-Fonds Alameda Research für hochriskante Trades zuzuschieben, um Immobilien um 250 Millionen Dollar auf den Bahamas zu kaufen.

Der Lebensstil der FTX-Elite zwischen Sex, Drugs und “League of Legends inkludierte Luxus-Penthouses im exklusivsten Ressort der Bahamas, dem Albany, um 40 Millionen Dollar. Golfplatz und Anlegestelle für Yachten inklusive, versteht sich.

Außerdem hat er sowohl an die US- Demokraten, als auch an die Republikaner Unsummen gespendet. Beobachter:innen sehen den FTX-Skandal als schwerwiegender als die größten Finanzskandale der letzten Jahrzehnte (Wirecard oder Enron), während Bankman-Fried wiederholt meinte: “I fucked up”. Bankman-Fried steht mittlerweile wegen geplantem milliardenschweren Betrug vor Gericht. Seine Mitgründerin und Ex-Freundin Caroline Ellison hat bereits gegen ihren Ex-Lover ausgesagt.

Der milliardenschwere FTX-Kollaps hat das Vertrauen in Kryptowährungen und Firmen, die damit handeln, noch einmal zusätzlich erschüttert. Ende 2022 sahen auch Branchengrößen wie Binance, die größte Krypto-Börse der Welt, dass Nutzer:innen Milliarden an Geldern aus den Exchanges zogen. In Mode kamen so genannte Self-Custody-Wallets – also Hard- und Software, mit denen man die Private Keys zu den Krypto-Assets selbst verwahren kann. Immer mehr Menschen sagen: “Not your keys, not your coins – ich kümmere mich selbst um die Verwahrung meiner Krypto-Assets und vertraue keiner Börse mehr.”

Ist die Krypto-Industrie nun tot? Nein, sagen die meisten Vertreter:innen. Sie liege nur im tiefen Krypto-Winter, und im Hintergrund werde nur an neuen Services gebaut, um sich auf die nächste heiße Phase, auf das große Comeback vorzubereiten. Ethereum hat mit dem Wechsel auf stromsparendes Proof of Stake eine wichtige Wende vollzogen und muss sich seit 2022 zumindest nicht mehr den Vorwurf gefallen lassen, so viel Energie zu verbrauchen wie ganze Länder. Das setzt auch Bitcoin-Miner unter Druck, die sich immer mehr erneuerbaren Energiequellen zuwenden.

FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wegen geplanten milliardenschweren Betrugs angeklagt

Das Jahr 2024

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Das Jahr 2024 könnte für Krypto-Assets entscheidend werden. Denn da kommen zwei Dinge zusammen: Erstens wird es 2024 das nächste Bitcoin-Halving geben. Bitcoin ist auf 21 Millionen Coins beschränkt, und alle vier Jahre wird die Menge an neuen BTC, die per Mining errechnet werden können, reduziert. Das hat eine Verknappung des Angebots zur Folge – und könnte nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage für neuerliche Preissteigerungen sorgen. Diese so genannte Halving-These ist aber umstritten. Zwar bewahrheitete sie sich in den Phasen 2013/12014 und 2017/2018, aber nicht 2021/2022. Der Markt ging nicht durch die Decke, sondern knickte ein.

Doch 2024 kommt ein zweiter Faktor dazu: MiCA. Das Kürzel steht für “Markets in Crypto Assets” und ist der Name eines neuen Gesetzespakets, das Kryptowährungen und Firmen, die damit zu tun haben, in der EU regeln wird. Davon erwarten sich viele – und vor allem streng regulierte Finanzunternehmen – Rechtssicherheit und die Gelegenheit, endlich in den spannenden Markt einsteigen zu können. Sogar die ersten Banken in Österreich wollen 2023 oder 2024 mit Kryptowährungen beginnen – und könnten dafür sorgen, dass eine breite Masse Zugang zu der Asset-Klasse bekommt.

Der Wilde Westen der Krypto-Assets & Sheriff MiCA

Das Zünglein an der Waage

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Gunnar Schuster

Während die EU mit der MiCA-Regulierung einen Meilenstein setzt, könnte sich das Schicksal der Krypto-Welt, wie wir sie heute kennen, in den USA entscheiden. Denn dort ist die mächtige US-Börsenaufsicht SEC in den letzten Wochen und Monaten höchst aktiv geworden, was das Bestrafen von Krypto-Unternehmen angeht. Coinbase, Kraken, Nexo, BlockFi mussten schon hunderte Millionen Dollar Strafe abdrücken, Ripple, Circle und Marktführer Binance könnten als nächstes dran sein.

Die Kernfrage bei all diesen Rechtsstreitigkeiten ist fast immer: Was sind Kryptowährungen? Die SEC will die meisten von ihnen am liebsten als Wertpapiere behandeln und ihnen die Regeln für Aktien und Co. aufdrücken. Krypto-Firmen wie Coinbase wehren sich vehement dagegen und berufen sich auf die vermeintliche Dezentralität von Krypto-Assets. Klar ist in all dem bis dato eigentlich nur eines: Echtes DeFi bekommt man derzeit nur bei Bitcoin.

SEC-Chef: „Alle Token außer Bitcoin sind Wertpapiere“

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Author: Christy Fitzgerald

Last Updated: 1698007921

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